Den Plot habe ich traurigerweise nicht mehr ganz im Kopf, aber ich habe ihn wohl irgendwo aufgeschrieben. (Kleine Info: Plot = Handlung der Geschichte - hey, nicht jeder weiß das!) Mehr von der Geschichte werde ich wohl nicht mehr reinstellen, da ich sie vor mehr als vier Jahren aufgegeben habe...
Naja. Ich präsentiere: Den Auszug aus Die Schattengilden, Kapitel 5
Man konnte den Regen in der Luft
förmlich schmecken. Der metallische Nachgeschmack, wenn man durch den Mund
atmete, blieb haften und trieb automatisch zur Eile an. Noch brannte die Sonne
vom Himmel, aber er konnte die Wolken schon am Horizont erkennen. Nicht einmal Mittag, und schon ist der Tag
nichts als Verschwendung, schoss es ihm durch den Kopf. Der Nähe der Wolken
nach zu urteilen dauerte es höchstens einige Augenblicke, bis das Gewitter die
Stadt und die Bauernhöfe, die wie Zigeunerzelte um sie verteilt waren, erreicht
hatte.
Seufzend bückte er sich und
erntete noch die übrigen Salatköpfe, bevor er sich die beiden randvollen Körbe
mit Gemüse unter die Arme klemmte und zurück zum Hof rannte. Er hatte sich
schon oft gefragt, warum Esghan seine Felder so weit von seinem Haus entfernt
angelegt hatte. Es dauerte länger, bis die Erträge auf den Karren geladen waren
und auf den Märkten verkauft werden konnten, für Freiwild war es einfacher,
sich etwas zu nehmen, von hungrigen Menschen ganz zu schweigen, die Vögel
sollte man hier lieber verschweigen. Aber gut, es war Esghans Hof, er hatte ihn
von seinem Vater geerbt, und dieser von seinem Vater…Er kannte die Geschichte
auswendig, und wenn Esghan wieder davon anfing, wenn er fragte, redete man ihm
besser nicht dazwischen.
Er hatte vielleicht gerade erst
einen Viertel des Weges zurückgelegt, als auch schon der erste Donner zu hören
war, die Sonne verschwand und war jetzt nur noch ein kleiner heller Lichtfleck
hinter den grauen Wolken. Als er bei der Hälfte war, fielen die ersten
Regentropfen. Natürlich genau in seine Augen. Er legte noch einen Zahn zu,
sprintete über die Wiese, wich gelegentlich Gräben und Pfützen aus und sprang
über die ein oder anderen Tiere, bis der Hof endlich in Sicht kam – inzwischen
goss es wie aus Kübeln. Er hasste den djentrischen Herbst.
Esghan stand schon in der Tür,
seiner durchnässten Kleidung nach war auch er gerade erst aus dem Regen
gekommen. Beide Hände als Sichtschutz über seine Augen gelegt, spähte er durch
die Landschaft, als suchte er etwas; wohl eher jemanden. Als er ihn sah,
breitete sich Erleichterung auf seinem wettergegerbten, von der Sonne
gebräunten Gesicht aus. „Vince!“, brüllte er durch den Regen und winkte. Vince
legte noch einen Spurt ein, raste durch den Schlamm, bis er schließlich
durchnässt und außer vor Esghan stand. Der Bauer nahm ihm sofort die Körbe aus
den Händen und trug sie ins Trockene, dicht gefolgt von Vince. Seine Kleidung
triefte, unter seinen Füßen sammelte sich bereits eine Wasserlache und seine sonst
eher hellbraunen Haare klebten jetzt in fast schwarzen Strähnen überall in
seinem Gesicht. Schnell schüttelte der den Kopf wie ein nasser Hund, um die
Sturzbäche, die ihm aus seinen Haaren in die Augen liefen, zu stoppen.
„So ein Mistwetter“, fluchte Esghan,
während er die Körbe in die Hinterkammer trug, wo sich schon die Ernte von vor
zwei Tagen stapelte. „Noch nicht einmal die Hälfte von allem konnte ich ernten,
und jetzt wird sich das Federvieh wieder über die Beete hermachen! Die Arbeit
von einem halben Jahr – alles für die Katz!“
Vince lächelte über Esghans
Schimpftirade, die, so wie er ihn kannte, noch nicht einmal an ihrem Höhepunkt
angelangt war, schloss die tür hinter sich und setzte sich an den breiten
Tisch, der in der Mitte der Hütte stand. In dem Kamin prasselte immer noch das
Feuer, dass Vince und Phil, Esghans leiblicher Sohn, noch am Morgen entfacht
hatten. Offenbar hatte Phil noch einige Holzscheite dazugelegt, denn es brannte
jetzt stärker und höher.
Rechts des Kamins lag der Eingang
zur Küche, gegenüber der Flur, wo die restlichen Zimmer lagen.
„Wir müssen morgen…“, begann
Esghan – er hatte immer noch diesen finsteren Gesichtsausdruck – als er von
einem Scheppern aus der Küche unterbrochen wurde, gefolgt von einem piepsigen
„Ah, verdammt!“ und den Geräuschen
nach einer heftigen Suchaktion. Dann schoss Phill aus der Küche, blieb beim
Anblick seines Vaters jedoch sofort stehen, stolperte und griff nach Halt
suchend durch die Luft. Er erwischte nur den Rand des Tabletts, das auf einer
Kommode stand, beladen mit mehreren gläsernen Flaschen Wein. Wie in Zeitlupe
fiel das Tablett durch die Hebelwirkung zu Boden, die Flaschen segelten durch
die Luft, hoch, immer höher, bis sie wieder eine Kurve beschreiben und den
Boden anpeilten. Vince fing noch zwei der sechs Flaschen, Esghan erwischte
eine, die restlichen drei jedoch zersplitterten unter lautem Klirren auf dem
Holzboden. Die rote Flüssigkeit ergoss sich sofort bis zu Esghans Füßen, dessen
Gesicht den finsteren Gewitterwolken draußen ziemliche Konkurrenz machte.
Phil lag auf dem Boden,
erschrocken über das Ausmaß der Zerstörung, die er angerichtet hatte, und
schaute langsam, ganz langsam hoch zu seinem Vater. Verwundert erkannte Vince
Mehl in seinen roten Locken. Er konnte nur ahnen was für eine verrückte Idee
von ihm jetzt schon wieder schiefgegangen war…
„Was zum Teufel…“, setzte Esghan
an, bevor er erneut unterbrochen wurde.
„Das ist nur halb so schlimm,
wie’s aussieht, ehrlich!“, sprudelte Phil mit der hellen Stimme eines
Zehnjährigen hervor. „Ich meine, den Wein kann man ja aufwischen, wo ist denn
nur der Lappen…“ Hektisch tastete er mit den Fingern über den Boden. Vince
musste ein Grinsen unterdrücken, nahm den gesuchten Lappen von einer Stuhllehne
und warf ihn Phil zu. Erst jetzt schien dieser Vince zu bemerken, und sein
zerknirschtes Gesicht hellte sich merklich auf. Der Junge hatte einen Narren an
ihm gefressen, und Vince musste zugeben, obwohl der Junge oft die verrücktesten
Ideen hatte, hatte er auch ihn ins Herz geschlossen.
Esghan räusperte sich, und Phil
beeilte sich, den Wein aufzuwsichen. Als Vince wieder einigermaßen bei Atem
war, half er ihm, die Scherben aufzusammeln. „Was hast du jetzt schon wieder
angestellt?“, murmelte er Phil fragend aus dem Mundwinkel zu. „Und warum hast
du Mehl in den Haaren?“
„Was? Oh!“ Schnell fuhr Phil sich
mit den Fingern durch seine dichten Locken, dann wischte er weiter auf.
Tatsächlich war es mehr Wein, als der Lappen fassen konnte, also holte Phil
einen Eimer, wrang den Lappen kräftig aus und wischte weiter. Der Eimer war bis
obenhin voll, als er endlich fertig war. Vince inzwischen warf die Scherben aus
dem Fenster und erhaschte so einen Blick in die Küche. Falls man das Chaos noch
so nennen konnte.
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