Cover einer Ausgabe von ca. 1920 |
Und, wie versprochen, die dritte Episode von Schattengildens Literaten! Heute: Das Phantom der Oper, eines meiner absoluten Lieblingsbücher.
Erst stelle ich euch das Hauptwerk von Gaston Leroux (1868 - 1927) vor, dann
das Prequel Das Phantom von Susan Kay (*1952). Ich weiß, da liegt eine enorme
Zeitspanne dazwischen, aber ich liebe diese beiden Bücher, und ich hoffe,
euch geht's dann genauso.
Erst einmal Das Phantom der Oper von Gaston Leroux. Erschienen ist das Werk in mehreren Fortsetzungen in der
Zeitung Le Gaulois vom 23. September 1909 bis zum 8. Januar 1910, der Originaltitel lautet Le Fantôme de l'Opéra. Die Handlung spielt in der Pariser Opéra Garnier um das Jahr 1880. Hauptfigur sind dabei Erik (oder auch das Phantom der Oper), die Sängerin Christine Daaé und der Vicomte de Chagny, Raoul.
Der Autor dieses wunder- vollen Buches: Gaston Leroux |
Zur Feier ihres neuen Mäzen (oder auch Gönner) und zum Wechsel der Direktoren veranstaltet die Oper eine Gala, bei der eine bis dato unbekannte Sängerin auftritt: Christine Daaé. Gleichzeitig findet man die Leiche eines Bühnenarbeiters, und man vermutet, dass dahinter das Phantom der Oper steckt, welches schon seit einiger Zeit im Hause umgeht.
Mit von der Partie ist auch der Mäzen, der Vicomte de Chagny, Raoul. Er und Christine waren in ihrer Jugend sehr eng befreundet, und als Raoul sie singen sieht, erkennt er sie wieder und will sie sprechen, indem zu ihr in die Garderobe geht. Dort jedoch scheint Christine ihn nicht zu erkennen und bittet ihn, zu gehen. Als Raoul vor ihrer Garderobe steht, hört er eine Männerstimme, die mit Christine spricht. Allerdings ist niemand dort zu sehen.
Inzwischen erfahren die neuen Direktoren von der Existenz des Phantoms, das vom alten Direktor ein monatliches Gehalt von 20.000 Francs ausgezahlt bekommen hat sowie sich die Loge 5 ständig hat freihalten lassen. Da die Direktoren dies aber nicht hinnehmen wollen, streichen sie jegliche Auszahlungen an das Phantom und vermieten die Loge noch am selben Abend. Die Vorstellung wird so aber durch ein andauerndes, lautes Lachen gestört.
Damit aber nicht genug. Als die Direktoren laufend die Forderungen des Phantoms ignorieren (zum Beispiel besetzen sie bei der Aufführung des Faust die weibliche Hauptrolle mit der Primadonna des Hauses, Carlotta, und nicht mit Christine, wie vom Phantom verlangt), kommt es zu merkwürdigen Unfällen, so verliert die Primadonna zum Beispiel ihre Stimme während einer Aufführung.
Auf einem Maskenball gesteht Christine Raoul ihre Liebe, sagt ihm aber, wenn er sie auch liebe, solle er sich von ihr und dem Phantom fernhalten. Später beobachtet Raoul, wie Christine durch einen Spiegel verschwindet und einer Männerstimme (Erik) folgt. Trotzdem treffen sich Raoul und Christine weiter und verloben sich sogar. Sie erzählt ihm schließlich ihr Geheimnis: Sie wurde von einer Stimme im Gesang unterrichtet, die sich als Engel der Muse vorstellte. Dieser Engel nahm sie zu sich und zeigte sich ihr als "gewöhnlicher Mann mit Maske namens Erik.
Erik gesteht Christine, fünf Stockwerke unter der Oper
in seinem Reich, seine Liebe. Sie demaskiert ihn und legt sein enstelltes
Gesicht frei: "Stellen Sie sich, wenn Sie es können, nun vor, dass
ein Totenkopf plötzlich zum Leben erwacht, um mit den vier schwarzen Löchern
seiner Augen, seiner Nase, seines Mundes seine heftige Wut, seinen dämonischen
Zorn auszudrücken, während seine Augenhöhlen blicklos sind, denn wie ich später
erfuhr, sieht man seine glühenden Augen nur in tiefer Nacht." Erik ist
darüber so wütend, dass er droht, sie nie wieder gehen zu lassen - erst, als
Christine ihn glauben machen kann, sie habe keine Angst mehr vor ihm.
Christine wird bei einem Auftritt auf der Bühne
mittendrin vom Phantom entführt, damit sie nicht mit Raoul fliehen kann. Raoul
und der Perser, ein alter Bekannter von Erik, verfolgen sie, gelangen aber nur
in eine von Eriks Folterkammern: Ein Spiegelkabinett, welches die "Sinne
zum Wahnsinn treibt".
Erik stellt Christine vor die Wahl: Wenn sie bei ihm
bleibt, überleben Raoul und der Perser, entscheidet sie sich jedoch dagegen,
fliegt die ganze Oper in die Luft. Christine schafft es, Erik davon zu
überzeugen, beide (den Perser und Raoul) am Leben zu lassen, da er sie getötet
hätte, egal wie sie sich entscheidet, dann geht sie mit ihm, um als seine Frau
zu leben.
Sie streicht nun wie eine willenlose Puppe durch Eriks
Haus und reagiert nur noch auf Eriks Stimme. Raoul und der Perser, die beide
dort ebenfalls gefangen gehalten werden, können fliehen, und nachdem Christine
Erik erlaubt, ihre Stirn zu küssen, darf auch sie gehen. Erik stirbt daraufhin
an gebrochenem Herzen, Christine und Raoul nehmen einen Zug nach Norden.
Die ganze Geschichte wurde mehrmals verfilmt und als Musical adaptiert - am bekanntesten dürfte die Version von Andrew Lloyd Webber sein. Zu dieser Musical-Version existiert auch ein Film. Ich habe sowohl das Musical als auch den Film gesuchtet.
Die erste Verfilmung entstand bereits 1915 in Deutschland, aber die wohl gelungenste, laut Kritikern, stammt aus dem Jahre 1925 mit Lon Chaney in der Hauptrolle. Bei Webber's Film (2004) ist dies Gerard Butler. In dem Film ist Erik nicht so entstellt wie in der Version 1925, auch ist er dort menschlicher (also vom Charakter her. Schaut auch beide Filme mal an, dann werdet ihr sehen, was ich meine).
Betrachtet man einmal diesen Erik (dar- gestellt von Gerard Butler)... |
...und diesen (Lon Chaney), fallen einem doch einige gravierende Unterschiede auf, oder? |
Als eine Abwandlung des Romans aus dem frühen 20. Jahrhunderts gibt es den Roman Das Phantom von Susan Kay. Den stelle ich allerdings erst in der nächsten Episode vor - immerhin saß ich an diesem Text nun fast zwei Stunden (plus/minus 20 Minuten. Ich hab's nicht so mit genauen Zeitangaben.)
Bis demnächst!
(Pssst! Wer noch Mal etwas zu Der Glöckner von Notre-Dame lesen will!)
Quellen:
Das Phantom der Oper (Originalausgabe)
http://de.wikipedia.org/wiki/Das_Phantom_der_Oper
Bilder:
Cover: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/67/Gaston_Leroux_-_Le_Fant%C3%B4me_de_l'Op%C3%A9ra.jpg
Gaston
Leroux: http://www.galaadedizioni.com/nuovoautori/gastonleroux.jpg
Gerard
Butler: https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEizPf8biHjyaEvJxeZVWKGGaoEOjUEl_UQjIONpbTus_67Vk715AAuDMAmf1JALr_p6_lRanUayyieQ_5VBJ2BHTtKLGMhv3tjyJUyuHS-mNG1-idmgqm03dpaij7eJj6ciR5t1sYfdV_E/s400/gerard_butler.jpg
Lon
Chaney: http://blogs.denverpost.com/library/files/2012/08/Lon-Chaney-in-Phanton-of-the-Opera1.jpg
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